Tabakgenuss und Propaganda im ‚Weltkrieg‘ Friedrichs des Großen

29 Mrz

Eine neue Schenkung bereichert den Bestand des Museums Herxheim: Eine „Iserlohner Tabakdose“ des 18. Jahrhunderts. Ab 15. Januar stellt das Museum diese reich verzierte Messingdose als „Besonderes Objekt“ aus.

Die Bilder auf Deckel und Boden der Dose ermöglichen uns spannende Einblicke in eine Geschichte von Genuss und Propaganda zur Zeit Friedrichs des Großen und eines auf nahezu allen Kontinenten ausgetragenen „Weltkrieges“:

Ab den 1750er Jahren stellte der Graveur Johann Heinrich Giese Tabakdosen aus Messing industriell her. Diese expressiven „Iserlohner Tabakdosen“ sind Beispiele politischer Propaganda.

Die Iserlohner Tabakdose des Museums Herxheim – eine Schenkung von Ursula und Fritz Roland, Landau – zeigt auf dem Deckel ein Hüftbildnis des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1721-1792); außerdem eine Kartusche zum Sieg Ferdinands bei Vellinghausen 1761 sowie das Niedersachsenross. Die Unterseite trägt drei Kartuschen mit Reitern: links Marschall Daun, rechts Friedrich II.; die Beschriftung im Zentrum ist abgerieben und unleserlich.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) war Herzog Ferdinand Generalfeldmarschall in preußischen und britisch-hannoverschen Diensten. In der Schlacht bei Vellinghausen 1761 schlugen seine Truppen das französische Heer in die Flucht.

Preußen und seinen britisch-hannoverschen Alliierten standen im Siebenjährigen Krieg die Truppen der Österreichs, Frankreichs und Russlands gegenüber. Die Schlachtfelder lagen aber auch in den Kolonien in Nordamerika, Indien, in der Karibik sowie auf den Ozeanen, weshalb auch vom ersten „Weltkrieg“ der Geschichte gesprochen wird. Preußen, Österreich und Russland konkurrierten um Macht und Einfluss in Mitteleuropa. Für Großbritannien und Frankreich ging es daneben auch um die Vorherrschaft in Übersee.

In Preußen herrschte große Zustimmung zu Friedrich „dem Großen“. Für Giese und seine Nachfolger war der Verkauf derartiger patriotischer Genussartikel ein lohnendes Geschäft. Für Friedrich bedeuteten sie kostenlose Propaganda und Denkmalbildung. Für ihre Nutzer waren sie Zeichen ihrer vaterländischen Gesinnung. Nach Ende des Siebenjährigen Krieges verloren die Iserlohner Tabakdosen an Popularität und wurden ab 1777 nicht mehr hergestellt.

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