Museum Herxheim

Das Museum

Rätselhafte Tote, illegale Zigarren und ein Brautkleid aus Fallschirmseide - mehr als ein Heimatmuseum

Reisen Sie beim Besuch unserer Dauerausstellungen zur Jungsteinzeit und zur Ortsgeschichte Herxheims in die Vergangenheit und erleben Sie Geschichte hautnah anhand der ausgestellten Alltagsgegenstände und Originalfunde, sowie multimedialer Installationen.

Wenn Sie tiefer in die Jungsteinzeit einsteigen möchten, buchen Sie doch eine Führung, einen unserer vielen Workshops oder besuchen Sie uns zu einem Aktionstag! Bei schönem Wetter findet das museumspädagogische Programm auf unserem malerischen Hof oder im Museumsgarten statt, der übrigens auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich ist.

Ebenso ist unser Historarium rund um die Uhr besuchbar: Eine Reihe von Stelen im Museumshof zeigt jeweils einen Abschnitt der Herxheimer Geschichte als liebevoll gestaltetes Diorama.

Im Museumsladen können Sie sich mit passender Lektüre und steinzeitlichen Gerätschaften versorgen und wunderschöne Unikate erstehen – wie beispielsweise bandkeramische Miniaturgefäße und handgefertigten Schmuck.

Und wenn Sie sich ansehen möchten, wie ein jungsteinzeitliches Haus ausgesehen hat, besuchen Sie den Nachbau am Originalort der Ausgrabung (ca. 2 km entfernt).

Flyer Museum Herxheim

Dauerausstellung

Jungsteinzeit

Bandkeramik

Die Bandkeramik – erste Bauernkultur in Deutschland

Das Museum Herxheim informiert ausführlich über die bandkeramische Kultur, mit der in Mitteleuropa die Jungsteinzeit beginnt. Das Verbreitungsgebiet der Bandkeramik ist enorm: Es reichte in der Hochphase vom Pariser Becken im Westen bis ans Schwarze Meer im Osten. Zwei Phasen lassen sich unterscheiden: In der ersten Phase, etwa von 5.600 bis 5.200 war die Kultur im gesamten Verbreitungsgebiet sehr einheitlich was Keramik, Hausbau, Werkzeugproduktion und Wirtschaftsweise angeht.

In der zweiten Phase von 5.200 bis 4.800 bilden sich dann zunehmend regionale Unterschiede heraus, bis die bandkeramische Kultur schließlich in regionalen Folgekulturen aufgeht. Auf dem Herxheimer Fundplatz ist die gesamte Bandkeramik von ihren Anfängen bis zum Ende vertreten, außerordentlich interessant sind aber die Ergebnisse aus der Spätphase, die im Museum darum einen ganz besonderen Platz einnehmen.

Wirtschaft

Ackerbau, Viehzucht, Jagd – eine differenzierte Wirtschaftsweise

Typische neolithische Getreidemühle aus Herxheim
Typische neolithische Getreidemühle aus Herxheim

Die Menschen der Bandkeramik lebten in erster Linie von Ackerbau und Vierzucht. Emmer und Einkorn – nicht nur im Bild, sondern auch im Museumsgarten zu bestaunen – waren die bevorzugten Getreidesorten. Daneben wurden vor allem öl- bzw. fettreiche Feldfrüchte wie Linsen und Erbsen angebaut.

Schafe und Ziegen hatten die Bandkeramiker:innen aus dem nahen Osten importiert bzw. mitgebracht. Rind und Schwein könnten auch erst in Europa domestiziert worden sein. Alle diese Tierarten sind in Herxheim durch zahlreiche Knochenfunde nachweisbar und diese im Museum ausgestellt. Dabei liegt ein Schwerpunkt der Ausstellung auf den Möglichkeiten, welche die wissenschaftliche Analyse von Tierknochen bietet.

Jagd und Fischfang spielte in der Regel eine untergeordnete Rolle, so auch in Herxheim. Sicher wurde Schutzjagd betrieben, auch die Jagd auf Vögel und kleiner Pelztiere ist nachgewiesen. Mit Reusen, Angelhaken und Harpunen wurden Fische innerhalb der Flüsse und Seen gefangen.

Häuser

Eindrucksvolle Bauten – bandkeramische Langhäuser

Südost-Giebel des bandkeramischen Hausmodells in Herxheim, nach Originalbefunden rekonstruiert
Südost-Giebel des bandkeramischen Hausmodells in Herxheim, nach Originalbefunden rekonstruiert

Bandkeramische Dörfer bestanden aus sehr großen Langhäusern. Diese erreichten oft eine Länge von 35 und mehr Metern bei einer Breite von 5 bis 7 Metern und einer Höhe von 6 Metern. Das Museum Herxheim verfügt über ein Hausmodell, das detailliert nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gefertigt wurde: Erstmals werden hier Techniken für Holzverbindungen eingesetzt, wie sie auch im bandkeramischen Brunnen von Erkelenz bei Bonn nachgewiesen wurden.

Die bandkeramischen Häuser sind im gesamten Verbreitungsgebiet auf spezielle Weise gerichtet: Eine besonders gebaute Schmalseite befindet sich auf der Wetterseite im Nordwesten, die gegenüberliegende im Südosten.

Die Bauten sind sehr einheitlich und weisen stets drei unterschiedliche Bereiche auf: Der Nordwest-Bereich verfügt über eine massive Wand aus Spaltbohlen, der Mittelbereich über einen großen Arbeitsraum, der Südost-Bereich über einen Speicherboden.

Keramik

„Leitfossil“ der Jungsteinzeit – die Keramik

Ensemble bandkeramischer Scherben, die sich in großen Mengen in Herxheim fanden
Ensemble bandkeramischer Scherben

Die charakteristischen Tongefäße der Bandkeramik sind namengebend durch die sehr auffälligen Verzierungen, die sich leicht von anderen Verzierungsstilen der Vorgeschichte unterscheiden lassen. Die Herxheimer Ausgrabungen waren gerade im Bereich der Keramik außerordentlich ergiebig. Neben den üblichen Gefäßformen Kumpf und Flasche wurden auch zahlreiche Sonderformen entdeckt, die an der Universität Straßburg wissenschaftlich analysiert wurden und selbstverständlich im Museum im Original zu sehen sind.

Am Herxheimer Fundmaterial lässt sich die Entwicklung der bandkeramischen Verzierungen von den Anfängen bis zur lokalen pfälzischen Spätphase gut nachvollziehen. Daneben wurden im Fundmaterial auch Importe entdeckt, die Verbindungen bis nach Thüringen und ins Pariser Becken anzeigen. Das Museum geht auf diese Besonderheiten der Herxheimer Fundmaterials ausführlich ein und ermöglicht auch Lai:innen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse leicht nachzuvollziehen.

Ritual und Religion im Altneolithikum

Die ersten mitteleuropäischen Ackerbauern

Typische bandkeramische Hockerbestattung aus der Siedlung Herxheim

Die Träger:innen der Bandkeramischen Kultur führten nicht nur eine neue Wirtschaftsweise ein und veränderten durch Rodungen, die Anlage von Feldern und den Bau von Langhäusern die Landschaft. Sie besaßen auch starke kulturelle Traditionen und wahrscheinlich religiöse Vorstellungen. Diese Vorstellungen und ihre Kulturtraditionen hatten z. B. Einfluss auf die rituellen Handlungen, mit denen die Toten bestattet wurden.

Zahlreiche kleinere und wenige größere Gräberfelder der Bandkeramischen Kultur wurden ausgegraben, auf denen die Toten in einfachen Erdgruben bestattet worden waren. Die meisten Toten wurden dabei auf die Seite gelegt, mit angezogenen Armen und Beinen – sogenannte „Hockerbestattungen“. Ob diese Körperhaltung der Bestatteten eine Schlaf- oder Babyhaltung symbolisieren soll, bleibt Spekulation. Deutlich seltener wurden Tote auf dem Rücken liegend und ausgestreckt bestattet, oder zuvor auf einem Scheiterhaufen verbrannt und dann die verbrannten Knochen in eine Grabgrube gelegt. Gelegentlich wurden Tote auch innerhalb einer Siedlung bestattet – so auch in Herxheim.

In den Bereich der religiösen Vorstellungen und rituellen Handlungen gehören wahrscheinlich auch die Tonfigürchen oder „Idole“, die manchmal in bandkeramischen Siedlungen gefunden werden. Auch die „Venus von Herxheim“ ist eine solche Figurine, und wie die allermeisten ist auch sie absichtlich zerbrochen worden, bevor sie im Boden deponiert wurde. Erhalten ist der Unterleib der Figur mit einer deutlich erkennbaren Vulva und verziert mit feinen Kerben. Was diese Figürchen darstellten und warum sie zerbrochen wurden, ist unklar, jedoch sind sie ein schönes Zeichen für die Geistes- und Symbolwelt der ersten sesshaft lebenden Menschen unserer Region.

Kultplatz Herxheim

Der Kultplatz von Herxheim

Vor 7000 Jahren spielte sich in Herxheim ein für die europäische Geschichte einmaliges Ereignis ab, dessen Hergang und Erforschung im Museum Herxheim erfahrbar gemacht werden: Wir präsentieren die Originalfunde der Ausgrabungen auf dem jungsteinzeitlichen Kultplatz in unserer großen Dauerausstellung.

Ab den 1990er Jahren wurden die Reste einer Siedlung der ältesten europäischen Bauerngesellschaft ausgegraben, der sogenannten Linearbandkeramischen Kultur. Diese bandkeramische Siedlung war von einem doppelten Ring aus Gruben umschlossen. Immer wieder waren längliche Gruben angelegt worden, die sich überschnitten – so lange, bis sie zwei Ringgräben um das Dorf bildeten. In der letzten Phase der Siedlung, am Ende der bandkeramischen Kultur, ereigneten sich hier wahrhaft atemberaubende und für unser moralisches und kulturelles Verständnis schwer zu begreifende Zerstörungsrituale: Hunderte von menschlichen Körpern wurden zerlegt, ihre Schädeldecken abgetrennt, ihre Knochen zerschlagen. Reich verzierte Gefäße wurden zerbrochen, ebenso Tierknochen und Steingeräte. Alles gelangte schließlich in die Gruben und blieb 7000 Jahre lang mit Erde bedeckt. Ein einmaliger Befund, nicht nur für die Zeit der Bandkeramik!

Während das Erdgeschoss des Museums Einblicke in Leben und Wirken der Bewohner:innen der Siedlung bietet, präsentieren die Expert:innen des Forschungsprojekts Herxheim im Scheunenkeller die sensationellen Funde und ihre Ergebnisse zur Geschichte des Kultplatzes und des Opferrituals von Herxheim.

Der Kultplatz von Herxheim

Auffallend sind die zahlreichen Schädelkalotten

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Über uns

Willkommen im Museum Herxheim! Unsere Dauerausstellung bietet nicht nur Einblick in die jüngere Ortsgeschichte und die Jungsteinzeit, sondern auch in ein einzigartiges Ritualgeschehen vor 7000 Jahren. Mit unserem museumspädagogischen Programm machen wir Steinzeit erfahrbar und wechselnde Sonderausstellungen bereichern das Erlebnis. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

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Kontakt

  • Untere Hauptstr. 153
    76863 Herxheim
  • 07276 / 502 477
  • frank@museum-herxheim.de
  • Donnerstag und Freitag:
    14.00 bis 19.00 Uhr
    Samstag und Sonntag:
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    Dienstag u. Mittwoch:
    nach Vereinbarung
    Montags: geschlossen